Nachhaltigkeit im Unternehmen
Spätestens nach Einführung der EU Taxonomie ist das Thema Nachhaltigkeit (Sustainability) in aller Munde und wird uns alle in den nächsten Jahren noch verstärkt begleiten.
Der Begriff Taxonomie setzt sich aus dem griechischen táxis (Ordnung) und nomos (Gesetz) zusammen und steht laut Duden für die „Einordnung in ein bestimmtes System und ist ein EU-weit gültiges System zur Klassifizierung von nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten.
Nachhaltigkeit wird nach dem Brundtland-Report „Unsere gemeinsame Zukunft“ aus dem Jahr 1987 wie folgt definiert:
„Nachhaltig ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“
Oder frei nach Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg (Sachsen), der 1713 in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ forderte, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung durch Säen und Pflanzen wieder nachwachsen konnte.
Diese Modultransferarbeit beschreibt, welche Auswirkungen Nachhaltigkeit im Unternehmen hat und was konkret, im Sinne einer Handlungsanweisung, speziell für Unternehmen des Mittelstandes zu tun ist.
Unternehmen, speziell im Mittelstand, sind gut beraten sich bereits heute diesem Thema anzunehmen, denn es gilt Nachhaltigkeitsstrategien zu definieren und Nachhaltigkeitsmanagementsysteme zu etablieren.
Laut Wikipedia werden Methoden und Instrumente zur strategischen Umsetzung von nachhaltiger Entwicklung als Nachhaltigkeitsstrategie bezeichnet. Das Nachhaltigkeitsmanagement beschreibt die Integration von Konzepten und Instrumenten zur Verbesserung sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte in die Organisationsleitung.
Börsennotierte Unternehmen müssen bereits ab diesem Jahr (2023) integriert berichten, das heißt sie müssen ihre ESG-Risiken sowie die Taxonomie konformen Anteile an Umsatz, Betriebsausgaben (OPEX) sowie Investitionsausgaben (CAPEX) offenlegen und es ist davon auszugehen, dass diese Verpflichtung zeitnah auch auf den Mittelstand ausgedehnt wird.
Als ESG-Risiken (Nachhaltigkeitsrisiken) werden hierbei Ereignisse oder Bedingungen aus den drei Bereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) bezeichnet, deren Eintreten negative Auswirkungen auf den Wert des Unternehmens bzw. dessen Geschäftstätigkeit haben könnten.
Nachhaltigkeit und ESG (Umwelt, Soziales und Governance) sind eng miteinander verbunden.
ESG-Kriterien sind Teil der Nachhaltigkeitsagenda und bieten einen Rahmen für die Beurteilung, wie nachhaltig ein Unternehmen oder eine Investition ist. Investoren, Unternehmen und andere Akteure nutzen ESG-Kriterien, um Umwelt- und Sozialrisiken sowie Governance-Praktiken zu bewerten. Sie berücksichtigen dabei die Auswirkungen auf die Umwelt, die Arbeitsbedingungen, die Menschenrechte, die Unternehmensführung und viele andere Aspekte. Diese Kriterien werden genutzt, um zu bewerten, ob ein Unternehmen oder eine Investition nachhaltig und langfristig tragfähig ist. Eine nachhaltige Entwicklung ist somit nicht möglich, ohne die Berücksichtigung von ESG-Kriterien. Unternehmen, die ESG-Faktoren in ihre Geschäftsstrategie integrieren und dabei auf langfristige Wertschöpfung ausgerichtet sind, können dazu beitragen, eine nachhaltige Wirtschaft zu schaffen, die den Bedürfnissen der heutigen und zukünftigen Generationen gerecht wird.
Die drei Säulen der Nachhaltigkeit, also Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) sind dabei in gleichem Umfang in der individuellen Nachhaltigkeitsstrategie zu berücksichtigen.
Es sind Nachhaltigkeitsziele, und zwar individuelle aus jeden der drei ESG-Bereiche, sowie passende Nachhaltigkeitskennzahlen zu definieren. Beispiele für solche ESG-Ziele können sich im Bereich Umwelt auf das Energiemanagement und die Ressourcenverwendung beziehen. Sie können sich im Bereich Soziales auf die internen und externen Auswirkungen auf Menschen fokussieren und im Bereich der verantwortungsvollen Unternehmensführung den Schwerpunkt auf ethisch und moralisch einwandfreie Handlungsweisen legen.
Beispiele für Nachhaltigkeitskennzahlen (ESG-Kennzahlen) sind
- Treibhausgasemissionen
- CO2-Einsparungen
- Wasserverbrauch
- Energieverbrauch
- Abfallaufkommen und
- Wiederverwertungsraten
Danach ist in einem Transformationsplan zu beschreiben wie, mit welchen Maßnahmen und bis wann diese Ziele umgesetzt und wie individuelle Transformation Risiken identifiziert und bewertet werden und welche speziell daraus resultierenden Maßnahmen getroffen werden.
Transitionsrisiken werden hier primär durch Änderungen der Politik, der Technologie und des Marktumfelds getrieben, die notwendig sind, um einen Übergang in eine Wirtschaftsordnung mit geringerem Kohlendioxidausstoß zu ermöglichen.
Erklärtes Ziel der Unternehmen ist es so nachhaltig und so konform zu den Sustainable Development Goals (SDG’s) der UN und zur EU-Taxonomie zu werden.
Die SDG’s der Vereinten Nationen (UN) sowie die Umweltziele der EU-Taxonomie sind wie folgt definiert:
Die Umweltziele der EU-Taxonomie sind:
(1) Klimaschutz, (2) Anpassung an den Klimawandel, (3) nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, (4) Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft, (5) Vermeidung von Verschmutzung und (6) Schutz von Ökosystemen und Biodiversität.
Mit der Taxonomie hat die EU ein Instrument geschaffen, Unternehmensaktivitäten auf Ihre Nachhaltigkeit hin zu bewerten. Um konform zu sein, muss die einzelne Aktivität einen Beitrag zu einem der sechs EU-Umweltziele leisten und darf dabei keine nachteiligen Auswirkungen auf eines der anderen Ziele haben.
Ein nachhaltiges (also EU-Taxonomie konformes) Unternehmen bekommt ein dementsprechend gutes ESG-Rating. Je besser das ESG-Rating, umso besser werden künftig Finanzierungskonditionen und z.Bsp. Versicherungs- oder andere Beiträge sein und nur mit einem entsprechenden Mindestrating werden Unternehmen in Zukunft Zugang zu öffentlichen Aufträgen erhalten und die Aufrechterhaltung Ihrer Geschäftsbeziehungen sicherstellen können. Von der öffentlichen Wahrnehmung und dem Druck der Gesellschaft einmal ganz zu schweigen.
Was demzufolge künftig mit nicht nachhaltigen, nicht Taxonomie konformen Unternehmen passieren wird, ist jetzt schon klar, sie werden vom Markt verschwinden.
Richtig umgesetzt ist Nachhaltigkeit somit ein Instrument zur Risikoreduzierung und Chancensicherung im Unternehmen und liegt auf Grund ihrer Bedeutung im Verantwortungsbereich der obersten Leitung und jeder Aufsichtsrat ist somit gut beraten Sustainability zu einer seiner Hauptaufgaben zu machen.