ESG-Ratings beeinflussen Ihr Unternehmen
Wie ESG-Ratings Ihr Unternehmen beeinflussen und wie Sie diese gezielt verbessern können, um nachhaltigen Erfolg zu sichern!
Wer als institutioneller Investor ESG-Kriterien bei seiner Kapitalanlage berücksichtigen oder als Vermögensverwalter seinen Kunden nachhaltige Anlageprodukte anbieten will, benötigt Informationen darüber, ob und in welchem Ausmaß die Investitionsobjekte ESG-Kriterien genügen. Diese bekommen sie von in Form von ESG Ratings von ESG-Ratingagenturen.
Die Vorgehensweise bei ESG-Ratings variiert
Je nach Art des Ratings (beauftragt oder unbeauftragt), gibt es einige allgemeine Schritte, die in der Regel bei der Erstellung eines ESG-Ratings durchlaufen werden:
1. Datensammlung: ESG Rating-Anbieter sammeln Daten von öffentlichen Quellen wie Unternehmensberichten, Medienberichten, Regierungsquellen und Non-Profit-Organisationen. Einige Anbieter verwenden auch direkte Daten von Unternehmen durch Umfragen und Fragebögen oder bekommen bei beauftragtem Rating interne Daten vom Unternehmen zur Verfügung gestellt.
2. Datenanalyse: Die gesammelten Daten werden dann je nach Agentur auf verschiedene Weise analysiert, um zu bewerten, wie gut das Unternehmen in Bezug auf g auf ESG-Aspekte abschneidet.
3. Gewichtung: Jeder ESG-Aspekt wird unterschiedlich gewichtet, um seine relative Bedeutung bei der Bewertung des Unternehmens zu bestimmen. Beispielsweise kann die Umweltbewertung höher gewichtet werden als die Bewertung der Unternehmensführung.
4. Bewertung: Anhand der gesammelten und analysierten Daten wird das Unternehmen in Bezug auf seine ESG-Leistung bewertet. Die Bewertung kann in Form eines Scores, eines Ratings oder eines Rangs erfolgen, je nachdem, wie der ESG-Rating-Anbieter seine Ergebnisse präsentieren möchte.
5. Berichterstattung: Schließlich werden die Ergebnisse des ESG Ratings in einem Bericht veröffentlicht, der die Bewertung des Unternehmens in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung darstellt. Der Bericht kann Empfehlungen oder Handlungsempfehlungen enthalten, um das Unternehmen zu verbessern.
Es gibt keine ESG Standard-Kriterien
Es gibt (bislang) keinen Standard dafür, nach welchen Kriterien die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen und Staaten gemessen und bewertet werden soll. Jede ESG-Ratingagentur nutzt hier eigene Kriterien, Prozesse und Quellen. Dies wird – gerade von Seiten der bewerteten Unternehmen – wegen des daraus resultierenden Aufwands kritisiert.
Nicht vollständige oder fehlende Daten führen automatisch zu einer schlechten Bewertung und es ist feststellbar, dass ESG-Ratings mit der Unternehmensgröße korrelieren. Das heißt je größer das Unternehmen, desto besser das Rating, da größere Unternehmen in der Regel mehr Ressourcen haben, um den Agenturen die benötigten bzw. gewünschten Daten zur Verfügung zu stellen.
Investoren, aber auch den Unternehmen selbst eröffnet der Wettbewerb der Agenturen die Möglichkeit, jene Agentur auszuwählen, deren ESG-Ansatz den eigenen Anforderungen am besten entspricht. Es ist daher wichtig, mehrere ESG-Rating- Anbieter zu vergleichen, um ein umfassenderes Bild der ESG-Leistung eines Unternehmens zu erhalten bzw. den passenden Anbieter zu finden.
Auch wenn in der Öffentlichkeit teilweise der Eindruck besteht, dass ESG-Ratingagenturen im Sinne einer „Stiftung Warentest“ im öffentlichen Auftrag die Nachhaltigkeitsleistungen der Emittenten bewerten und veröffentlichen, handelt es sich um gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen.
Nicht ohne Sorge wird die Amerikanisierung und Oligopolisierung des ESG-Rating-Marktes beobachtet. So gibt es derzeit eine starke Konzentration auf der Anbieterseite durch Übernahmen und Fusionen, die zur Bildung der „Big 4“ geführt hat. Diese sind – mit Ausnahme von ISS ESG, das zur Deutschen Börse gehört – im Eigentum US-amerikanischer Unternehmen (Moody´s, Morningstar, MSCI).
ESG-Ratings haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, da immer mehr Investoren und Unternehmen die Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung erkennen. Obwohl ESG-Ratings hilfreiche Informationen liefern können, gibt es einige Kritikpunkte, die berücksichtigt werden müssen:
- Subjektivität: ESG-Ratings basieren auf subjektiven Bewertungen und Entscheidungen, die von ESG-Rating Anbietern getroffen werden. Die Gewichtung von ESG-Aspekten und die Auswahl der Datenquellen variiert von Anbieter zu Anbieter, was teilweise zu gravierend unterschiedlichen Bewertungen führt.
- Datenqualität: Die Qualität der verfügbaren Daten kann je nach Land und Unternehmen sehr unterschiedlich sein. Auch die Verfügbarkeit von Daten stellt ein Problem, insbesondere für kleinere Unternehmen dar.
- Standardisierung: ESG-Ratings sind derzeit nicht standardisiert, was die Vergleichbarkeit von Unternehmen und die Interpretation der Ergebnisse erschwert. Es gibt auch keine einheitliche Definition für ESG-Aspekte, was in der Praxis zu einer unterschiedlichen Interpretation führt.
- Geringe Transparenz: ESG-Rating-Anbieter geben in der Regel nicht an, welche Datenquellen und Bewertungsmethoden sie verwenden. Das erschwert es Anlegern, die Ergebnisse zu verstehen und nachzuvollziehen.
Trotz aller Kritikpunkte sind ESG-Ratings ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft. Es ist jedoch wichtig, die Einschränkungen und Limitationen von ESG-Ratings zu berücksichtigen und zu verstehen und verschiedene Quellen und Bewertungsmethoden zu vergleichen, um ein umfassendes Bild der ESG-Leistung eines Unternehmens zu erhalten.